Vom FSJ über die Station Krankenpflegehelfer direkt in die Ausbildung

Vom FSJ über die Station Krankenpflegehelfer direkt in die Ausbildung
Elias Altrichter startet als Azubi am Klinikum Hersfeld-Rotenburg

Elias Altrichter ist heute 19 Jahre alt und kommt aus dem Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Unmittelbar nach dem Hauptschulabschluss entscheidet er sich in 2021 für ein Freiwilliges Soziales Jahr, dem FSJ, am Herz-Kreislauf-Zentrum in Rotenburg. Die Arbeit in der Pflege gefällt ihm so gut, dass er im Anschluss daran die einjährige Ausbildung zum Krankenpflegehelfer in Alsfeld absolviert und mit seinem neuen Titel ans HKZ nach Rotenburg zurückkehrt. Im kommenden Herbst 2024 wird er nun die Ausbildung zur Pflegefachkraft am Institut für Gesundheitsberufe beginnen. Mit uns hat er über seinen Einstieg in die Pflege gesprochen.

Elias, eine der häufigsten Fragen, die man Menschen im Pflegeberuf stellt, ist, warum gerade Pflege. Daher auch an Sie, wie kam es zu der Entscheidung?
Mein Vater hatte mich eigentlich motiviert, eine kaufmännische Ausbildung zu machen – darin habe ich mich aber tatsächlich einfach nicht gesehen. Das FSJ war für mich eine gute Möglichkeit, in den Beruf der Pflege reinzuschnuppern und mir ein Bild davon zu machen, ob das etwas für mich ist. Allein diese „Test-Möglichkeit“ war für mich ein wichtiger Faktor. Das HKZ wurde mir von mehreren Bekannten empfohlen und so war die Entscheidung relativ schnell getroffen.

Erinnern Sie sich noch an den ersten Tag?
Ja, daran erinnere ich mich noch. Es hat sich angefühlt, wie ins kalte Wasser geworfen zu werden. Ein Krankenhaus, gerade auch in einer gewissen Größe, hat ja seine festen Prozesse und natürlich jeden Tag viel Unvorhersehbares, was mit höchsten Ansprüchen und Qualität bearbeitet werden muss. Das ist sicherlich anders, als wenn ich den ersten Tag in einem „normalen“ Büro gehabt hätte, wo nicht plötzlich ein Notfall wie ein Herzinfarkt reinkommen kann. Da muss ich aber sagen, dass mir dieser Aspekt direkt sehr gut gefallen hat: Mein Alltag hat einen gewissen Anteil aus festen Abläufen und Dingen, die ich jeden Tag mache, aber auch einen Anteil Unvorhersehbares und Situationen, auf die ich mich immer wieder neu einstellen muss.

Was waren das nun während dem FSJ so für Tätigkeiten?
Ich war ja zu dem Zeitpunkt 17 Jahre alt, also noch nicht einmal volljährig. Hinzu kommt eine weitere Besonderheit im Krankenhaus, nämlich, dass man nicht einfach alles einmal machen oder probieren kann, was andere Mitarbeiter auch machen. Wir arbeiten hier ja mit Patientinnen und Patienten und das Gesetz gibt da, völlig zurecht, ganz klare Vorgaben, welche Qualifikationen für was notwendig sind. Entsprechend habe ich viel Organisatorisches gemacht und die Kolleginnen und Kollegen unterstützt. Außerdem konnte ich bei vielen pflegerischen Tätigkeiten helfen, zuschauen und vor allem Fragen stellen. Das war für mich eigentlich das Wichtigste; nicht nur zum Lernen, sondern auch, um den Beruf kennenzulernen.

Danach haben Sie sich für die Ausbildung zum Krankenpflegehelfer entschieden. Wo liegt denn der Unterschied zur Pflegefachkraft?
Krankenpflegehelfer unterstützen die Pflegefachkräfte auf den Stationen, zum Beispiel bei Maßnahmen der Körperpflege, lagern Patienten um, helfen bei der Essensausgabe oder auch beim Essen selbst. Außerdem kontrollieren sie die Vitalparameter wie Puls, Temperatur, Blutdruck oder Atmung. Auch kleinere behandlungspflegerische Tätigkeiten wie Medikamente zu verabreichen, Blutzuckermessungen durchzuführen und natürlich das Vorbereiten von Injektionen mit Insulin oder blutverdünnenden Medikamenten gehören dazu. Die Ausbildung ist kürzer als bei Pflegefachkräften.

Und danach ging es zurück ans HKZ?
Genau. Die Ausbildung zum Krankenpflegehelfer habe ich in Alsfeld absolviert und bin dann mit dem Abschluss wieder ans HKZ zurückgekommen. Ausschlaggebender Punkt für die Rückkehr war die familiäre Atmosphäre innerhalb des Kollegiums und die Akzeptanz, die einem auch als Anfänger entgegengebracht wurde. Hier bin ich seitdem auf der Interdisziplinären Intensivstation tätig.

Hatten Sie durch Ihr FSJ am HKZ schon immer einen Schwerpunkt auf Erkrankungen rund um das Herz oder haben Sie auch einmal überlegt, sich in einen anderen Bereich weiterzubilden?
Während der Ausbildung hatte ich vor allem Einblicke in die inneren Abteilungen oder die Unfallchirurgie. Am HKZ habe ich nun die Möglichkeit, wie aktuell, auf der Intensivstation zu arbeiten, was für einen Krankenpflegehelfer nicht unbedingt häufig möglich ist. Das gibt mir noch einmal ganz andere Einblicke in das Haus und auch den Beruf an sich. Für die Zukunft steht für mich aber fest, dass ich weiterhin in Herzchirurgischen oder Kardiologischen Fachrichtungen weiterarbeiten möchte.

Was für Aufgaben können Sie am Intensiv so übernehmen?
Eigentlich ist das ähnlich wie auf Normalstation: Ich übernehme viele organisatorische Tätigkeiten, beispielsweise in der Aufnahme oder der Entlassung von Patientinnen und Patienten, und unterstütze meine Kolleginnen und Kollegen wo immer ich kann.

Jetzt haben Sie sich zum Herbst für die Ausbildung zur Pflegefachkraft beworben und haben bereits die Zusage vom Institut für Gesundheitsberufe am Klinikum Bad Hersfeld. Das ist natürlich eine tolle Sache – wie kam es zu der Entscheidung, sich noch einmal weiterzubilden?
Ich habe ja nun ein paar Jahre meine Kolleginnen und Kollegen beobachten können, habe hier und da geholfen und schon erste Tätigkeiten übernommen – nun will ich das auch selbst alles machen können. Eventuell kann ich die Ausbildung etwas verkürzen, weil ich durch meine Ausbildung als Krankenpflegehelfer ja schon einiges an Wissen und Können habe.

Was würden Sie denn nun anderen jungen Menschen raten, die vielleicht wie Sie gerade Ihren Schulabschluss gemacht haben und sich nun unsicher über ihre berufliche Zukunft sind. Ist der Pflegeberuf einen Versuch wert?
Einen Versuch auf jeden Fall. Es gibt wirklich viele Möglichkeiten, Berufe auszuprobieren. Daher kann ich Praktika oder ein FSJ auf jeden Fall empfehlen. Dadurch, dass das FSJ ein ganzes Jahr lang dauert, sammelt man hier auch ganz andere Erfahrungen, als es in einem zweiwöchigen Betriebspraktikum der Fall ist. So werden auch Tätigkeiten, die man vielleicht erst einmal als Unangenehm empfindet, einfach ganz normal. Außerdem erlebt man mehr solcher Momente, die den Beruf eigentlich ausmachen: Wenn einem die Patienten das zurückgeben, was man ihnen in der Pflege zukommen lässt. Das ist manchmal ein einfaches Danke, mal eine kleine Schokolade als Aufmerksamkeit und manchmal auch ein emotionales Gespräch über ihr Leben.

Elias vielen Dank für das Interview und Ihnen alles Gute für den Start in die Ausbildung.