Zeit, um Erfahrungen zu machen
Zeit, um Erfahrungen zu machen
FSJ als Station zwischen Schule und Studium
Fariha Malik engagiert sich schon immer sozial: In einer muslimischen Gemeinschaft (Ahmadiyya Muslim Jamaat) unterstützt die 21-Jährige zunächst ihre Gemeinde bei verschiedenen Tätigkeiten wie dem Bau einer Moschee in Rotenburg an der Fulda. Aktuell absolviert sie ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) am Klinikum Bad Hersfeld. „Das FSJ mache ich als eine Art Überbrückung zwischen dem Fachabitur und dem Beginn meines Studiums des BWL/Sozialmanagements im Herbst“, so Fariha Malik.
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, Fariha. Sie sind aktuell in der physikalischen Therapie hier am Klinikum tätig. Das ist erst einmal ein ungewöhnlicher Fachbereich für ein praktisches Jahr. Wie kam es dazu?
Die physikalische Therapie war mein Wunsch, weil ich schon mehrere Praktika in der Pflege gemacht und ein paar Stationen kennengelernt habe. Der Bereich ist ja sehr stark übergreifend tätig und hat ganz viele Schnittstellen zu fast allen der vielen Fachdisziplinen hier im Klinikum. Das hat mich interessiert – vor allem auch, weil ich mich später stärker im Verwalten und Managen sehe, aber auch in sozialen Bereichen, da ich eine Freude daran habe, anderen zu helfen.
Das heißt welche Aufgaben übernehmen Sie hier im Bereich aktuell?
Da ich ja keine abgeschlossene Ausbildung in einem der hier tätigen Berufe habe, kann und darf ich nur unterstützende Aufgaben übernehmen. Das ist zum Beispiel das Vorbereiten und Verteilen von Fangopackungen oder der Übungsgeräte. Außerdem frage ich die Kolleginnen und Kollegen aktiv nach, wen ich heute unterstützen und wo ich am besten etwas lernen kann. In dem Fall begleite ich die Physiotherapeuten dann auf die einzelnen Stationen und helfe, wo ich kann.
Also hatten Sie auch schon gute Einblicke in andere Stationen?
Ja genau. Ich habe auch angefragt, ob ich mir während der Zeit hier die Intensivstation einmal näher ansehen kann und werde dort nächsten Monat für ein paar Wochen eingesetzt sein. Dahingehend bin ich dem Klinikum sehr dankbar, dass auf meine Wünsche eingegangen wird. In der täglichen Arbeit betreue ich mit Kollegen zusammen Patienten auf allen Stationen im Klinikum. Häufig sind das die Bereiche Palliativstation und die Geriatrie.
Empfinden Sie gerade Bereiche wie die Palliativversorgung auch emotional herausfordernd?
Das ist sicherlich ein Bereich, in den man sich erst einmal gedanklich einfinden muss. Gerade da hilft ein Praktikum, so wie ich es gerade absolviere, auch, um herauszufinden, ob der Beruf überhaupt das Richtige für einen ist. Hier habe ich aktuell immer auch die Zeit, nach einer Behandlung mit Kolleginnen und Kollegen über einen Patienten zu sprechen. Das hilft natürlich besonders in Situationen, die belastend sein können. Auch dahingehend, dass ich solche Themen nicht mit nach Hause nehme und sie mich dort vielleicht belasten könnten.
Wie genau sieht denn ihr aktueller Arbeitsalltag aus – sprich von wann bis wann sind Sie im Haus und erhalten Sie dafür auch einen Lohn?
Ich arbeite unter der Woche hier, also montags bis freitags. Mein Arbeitstag beginnt um 8:00 und endet um 15:00. Als kleine Anerkennung erhalte ich dafür im Monat 330€ - das ist natürlich nicht mit einem Lohn zu vergleichen. Allerdings absolviere ich aktuell auch ein Praktikum und möchte vor allem so viel lernen, wie ich kann.
Ist denn so viel Lernen im oftmals stressigen Alltag überhaupt möglich?
Natürlich merke ich bei meinen Kollegen, dass es deren Alltag nicht immer hergibt, mir umfangreich Dinge zu erklären. Ich habe aber die Motivation, dass ich hier etwas lernen möchte und frage deshalb einfach immer nach – und werde jedes Mal offen empfangen. Die Kollegen hier sind allesamt sehr freundlich, erklären mir Dinge und weisen mich vor allem auch an, sodass ich manches selbst übernehmen kann.
Sie sagten, dass das FSJ damit eine Art Überbrückung für Sie ist, wie genau meinen Sie das?
Meine letzte Station war eine Gesamtschule in Rotenburg, wo ich tatsächlich in der Hauptschule gestartet bin und über die Realschule hin in die Gymnasiale Oberstufe gewechselt bin. Dort habe ich dann das Fachabitur gemacht. Ich habe mein theoretisches Jahr in der Gesamtschule erledigt und brauchte noch den praktischen Teil, um mein Fachabitur fest zu haben ab Juni. Deshalb habe ich mich über Volunta beworben und absolviere nun noch bis zum Sommer das FSJ hier im Haus.
Und wo sehen Sie sich in der Zukunft? Wieder im Bereich der Pflege?
Ich habe durch meine Praktika und auch mein privates Engagement schon einige Erfahrungen auch im Management bzw. in der Verwaltung sammeln können. Ich denke, dass ich mich dort auch in der Zukunft sehe. Nichtsdestotrotz finde ich es aber sehr wichtig, den Pflegeberuf aus dem Alltag und dem eigenen Arbeiten zu kennen.
Vielen Dank für das Interview.